Dokumentarfilm
Ein Film von Ulrich Grossenbacher
Chaos-Forschung der ganz besonderen Art: Der Film nimmt uns mit in die Schatzkammern voller wertloser Dinge, zeigt Messies als kreative Tüftler, und lässt uns teilhaben an den heftigen Konflikten mit ihrer Umgebung.
Drei Jahre lang begleitete Ulrich Grossenbacher vier Schweizer Messies im ordentlichsten Land der Welt. Mit erstaunlich viel Fantasie und Kreativität gestalten sie ihr Leben, und scheitern doch ständig an den vehementen menschlichen Auseinandersetzungen, die ihre unmässige Sammelleidenschaft verursacht. Einfühlsam statt wertend zeigt der Film den Messie-Kosmos, und hinterfragt dabei behutsam die geltenden Normen der Konsum- und Wegwerfgesellschaft.
"Ein Film über ein Quartett von Messies, die verbissen gegen den Strom schwimmen in einer Nation, die ein Synonym ist für Sauberkeit und Ordnung.
"
Variety
"Seine visuelle Poesie führen zu Szenen voller Situationskomik und Skurrilität, ohne dass unser Lachen auf Kosten der Protagonisten geht.
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Filmbulletin
"Grosses Kino mit Menschen, die uns in ihrem Lebenskampf nahe gehen."
Der Bund
Gewinnerfilm Semaine de la critique Locarno 2011
Berner Filmpreis 2011
Nomination Bester Dokumentarfilm Schweizer Filmpreis 2012
Nomination prix du public Solothurner Filmtage 2012
Filmfestival Locarno 2011, semaine de la critique
Zurich Filmfestival 2011
Solothurner Filmtage 2012
Vilnius international Filmfestival, Vilnius 2012
DOCHOUSE at the arts center Beursschouwburg, Brüssel 2012
Planete Doc Film Festival, Warschau 2012
Docfest München 2012
Kasseler Dokumentarfilm Festival 2012
Exground Filmfest 2012
Downloads
Facts
Produktion: FAIR & UGLY
Produktionsjahr: 2011
Dauer: 117 min
Suisa-Nr. 10008.764
Releases
Deutschschweiz
01.03.2012
Suisse romande
12.09.2012
Svizzera italiana
02.03.2012
Etwa zwei Prozent der Schweizer Bevölkerung gelten als krankhafte «Messies».
Sie sammeln so extensiv und kompromisslos, dass ihr Verhalten sie isoliert. Sie werden ihren Mitmenschen zur Last oder verkriechen sich in den eigenen Wänden – sofern da noch Platz ist. Nicht nur in Boulevardmedien werden jeweils besonders abstruse Fälle vorgeführt: als Beleidigung jeglichen Empfindens für Ordnung und Mass in der aufgeräumten Schweiz. Ulrich Grossenbacher wählte einen anderen Weg. Neugierig begegnet er vier Menschen, die mit ihrem «Puff» auf unterschiedliche Weise umgehen.
Arthur, ein lediger Bauer, bewohnt sein Heimetli auf seine Art. Nicht Geranien sind sein Stolz, sondern verrostende Traktoren, Bagger, Autos und Lastwagen. Seine Passion für schweres Gerät hält die Gemeindeverwaltung seit Jahren auf Trab.
Elmira legt in ihrer Wohnung äusserste Gelenkigkeit an den Tag. Meterhoch türmen sich die zu überquerenden Zeitungs- und Kassettenstapel, keine Kultursendung darf unaufgenommen bleiben.
Karl und Trudi bewohnen ein grosses Bauernhaus. Einer der letzten passierbaren Räume ist die Küche. Sie beklagt das verlorene Sozialleben, nicht mal mehr die eigenen Kinder besuchen sie. Ihr Ultimatum: Er schafft Platz oder sie zieht aus. Der Tüftler Thomas baut aus Schrott sinnige Apparate. Seine Werkstatt ist so übervoll wie seine Pläne.
Grossenbacher scheut zwar keine Drastik der Anschauung, etwa wenn er in einem Schwenk genüsslich langsam die Dimension eines Chaos enthüllt oder wenn er seine Protagonisten bei ihren Gängen durch ihre archäologischen Ablagerungsschichten mit einer Minikamera behängt. Die präzis gesetzte Musik unterstützt mitunter den ironisierenden Blick. Es ist aber das Interesse für seine Protagonisten, ihr Erleben, ihre Kreativität, ihre Verdrängungsstrategien und ihre Erklärung des eigenen Tuns, das ihn leitet. Hinter Verschrobenheiten zeigen sich komplexe Charaktere. Sie präsentieren sich nicht vornehmlich als Kranke, sondern als Menschen mit einem überschäumendem Interesse für alles. Sie konfrontieren uns mit Fragen: Was ist normal, was ist krankhaft? Grossenbachers Respekt für seine «Messies», sein Sinn für Dramaturgie und seine visuelle Poesie führen zu Szenen voller Situationskomik und Skurrilität, ohne dass unser Lachen auf Kosten der Protagonisten geht.
(Thomas Schärer)