Ein Film von Dieter Fahrer
Die Unabhängigkeit der Vierten Gewalt ist immer bedroht, nicht nur in der Türkei oder in Polen, auch hier in der Schweiz.
Der Film ist hochaktuell, denn Fake News, Lügenpresse-Vorwürfe, Sparmassnahmen auf den Redaktionen und die No Billag-Abstimmung am 4. März 2018 dürfen uns nicht egal sein.
Der Kinodokumentarfilm DIE VIERTE GEWALT gewährt nicht nur nahe Einblicke in den Arbeitsalltag bei DER BUND, ECHO DER ZEIT, WATSON und REPUBLIK, er nimmt uns auch mit auf eine sehr persönliche Reise des Filmautors, der in seiner Schulzeit noch mit Schreibfeder und Tintenfässli kämpfte, und sich dann, wie wir alle, zum digitalen User entwickelte:
Eine cineastische Biografie zwischen Faszination und Misstrauen.
Nominiert Prix de Soleure 2018 | |
Berner Filmpreis 2018 |
53. Solothurner Filmtage | |
Nominiert Prix de Soleure 2018 |
"Engagiert, subjektiv, sehenswert." Mehr
Rapahel Amstutz, Bieler Tagblatt
"Ein Requiem auf die Tageszeitung." Mehr
Guy Kreneta, Journal B
"Der Dokfilm zur Stunde: Dieter Fahrers Die Vierte Gewalt holt die soziale Dimension des Journalismus zurück ins Bewusstsein." Mehr
Kapar Surber, WOZ
"Ein grandioses Gespür für seine Protagonisten" Mehr
Regula Fuchs, Daniel Di Falco, Der Bund
"Können diese Augen lügen? watson kommt ins Kino und rettet (vielleicht) die Medien." Mehr
Simone Meier, watson
"Dieter Fahrers Film hat nicht nur eine Haltung, sondern auch die nötige Offenheit." Mehr
Jean-Martin Büttner, Der Tagesanzeiger
Downloads / Links
Facts
Produktion. Balzli & Fahrer
Produktionsjahr: 2018
Dauer: 98 min
Suisa-Nr. 1012.384
Releases
Deutschschweiz
8. Februar 2018
Schulvorstellungen
Kinokultur in der Schule
Ruth Köppl, Heinz Urben
Untere Steingrubenstrasse 19
4500 Solothurn
Tel. 032 623 57 07
Mobile 077 419 32 94
Pressebetreuung
Filmbüro
Valerio Bonadei
Badenerstrasse 78
CH-8004 Zürich
Tel. +41 79 653 65 03
Im Altersheim verbringen meine betagten Eltern einen gemeinsamen Nachmittag. Mein Vater sieht nur noch verschwommen, doch er zeichnet und malt noch jeden Tag. Dazu liest meine Mutter aus der Tageszeitung DER BUND, die sie seit 60 Jahren abonniert haben.
Ich bin mit dem BUND aufgewachsen, Fernseher hatten wir keinen und das Radio lief nur selten. Die Zeitung jedoch, die war immer da, lange schon bevor ich lesen konnte. Sie gab mir die Sicherheit, dass das was geschah auch wirklich geschah, und was da geschrieben stand, das war die Wahrheit. Wie hätte es sonst auch gedruckt werden können? Später geriet dieser Glaube ins Wanken und alles wurde komplizierter...
Meine Schulzeit begann noch mit Schreibfeder und Tintenfässli, doch in weniger als 50 Jahren bin ich zum digitalen User avanciert. Informationen fluten auch mein Bewusstsein und schreiten mit mir fort. Das ist mein Fortschritt - selbst gewählt habe ich ihn nicht.
Noch riecht es nach Druckerschwärze und Güterwagen mit riesigen Papierrollen werden in den Zeitungs-Druckereien täglich entladen. Doch die gute alte Tageszeitung und der traditionelle Leser sind Auslaufmodelle, seit das Internet alle Lebensbereiche durchdringt: Es twittert und facebookt, es blogt, verlinkt, multimediat und leserreportert, dass einem lesen und sehen vergehen.
In diesem Film besuche ich meine Eltern, wo DER BUND noch immer zum Alltag gehört, als Fenster zur Welt, als Quelle von Wissen und als Wegweiser um sich in der immer komplexer werdenden Welt zu verorten.
Vom Altersheim aus führt mich die filmische Erkundung auf die BUND-Redaktion, wo man sich trotz schwindender Mittel,
wegbrechender Werbe-Einnahmen, sinkender Abozahlen und rigider Verlagspolitik dem Qualitätsjournalismus verpflichtet fühlt. Auch beim Info-Flaggschiff von Radio SRF, dem ECHO DER ZEIT, ziehen dunkle Wolken am Horizont auf, denn die No-Billag-Initiative will die SRG SSR vernichten. Optimistischer sieht man die Zukunft beim rein werbefinanzierten Online-Portal WATSON. Hier setzt man - mit einem wilden Mix aus Information und Unterhaltung - auf die jungen mobilen User. Doch selbsttragend ist auch das modische Portal noch immer nicht. Sollen wir auf die REPUBLIK hoffen? Das Medien-Start-up geht Mitte Januar 2018 online, ist werbefrei und hat sich die Rettung des Journalismus auf die Fahne geschrieben.
Auf der Entdeckungsreise zu den News-MacherInnen begleitet mich meine eigene Faszination für die Medien, denn als Filmemacher bin ja auch ich ein Medienschaffender. Ich staune über das Engagement der Journalistinnen und Journalisten, über ihre Leidenschaft für ihren Beruf - doch ich bin auch misstrauisch.
Und manchmal, wenn ich mich im Informationsbasar der postmodernen Beliebigkeit zu verlieren drohe, gehe ich zu meinen Eltern ins Altersheim, nehme meinen Computer mit, und zeige ihnen, was ich auf den verschiedenen Redaktionen erlebt habe. "Schon verrückt, was man heute alles kann", sagt meine Mutter und legt ihre faltigen Hände in den Schoss.
Dieter Fahrer, im Dezember 2017
Vierte Gewalt, vierte Macht oder publikative Gewalt wird als informeller Ausdruck für die öffentlichen Medien (wie Presse, Radio und Fernsehen) verwendet.
Die Gewaltenteilung zwischen Legislative, Exekutive und Judikative, die eine wichtige Grundlage für jede Demokratie bildet, wird ergänzt durch die Medien, den Journalismus. Dieser besitzt zwar keine eigene Gewalt zur Änderung der Politik oder zur Ahndung von Machtmissbrauch, kann aber durch Berichterstattung und öffentliche Diskussion das politische Geschehen beeinflussen
Seine Aufgaben sind vielfältig: Journalismus soll über das aktuelle Geschehen berichten, sich dabei streng an die Fakten halten, seinem Publikum eine breite gesellschaftliche und politische Orientierung vermitteln, und so überhaupt erst ermöglichen, dass ein gesellschaftlicher Diskurs entsteht.
Der Wettbewerb der besten Argumente ist in einer direkten Demokratie von ganz besonderer Bedeutung, denn nur gut informierte Bürger und Bürgerinnen fällen auch gute Entscheide.